Sitzung: 24.07.2014 Jugendhilfeausschuss
Beschluss: einstimmig beschlossen
I.
Informationen zur bestehenden Jugendherberge:
Die Jugendherberge Straubing, Friedhofstr. 12,
liegt zentral in einem Wohngebiet und wurde letztmals in den Jahren 2001 und
2002 saniert.
Im 5-Jahres-Schnitt werden jährlich 3.339 Übernachtungen verbucht. Davon
entfallen 2.842 Übernachtungen auf Junioren und 497 Übernachtungen auf Senioren
(ab 27 Jahren). Dies entspricht einem Prozentwert von 85,1 bzw. 14,9 % (üblich
sind bis zu 5 %).
Auf 3.339 Übernachtungen fallen im Schnitt 661 verbuchte Übernachtungen
auf ausländische Gäste. Dies entspricht einem Prozentsatz von 19,8 %.
Auf 3.339 Übernachtungen fallen im Schnitt 868 verbuchte Übernachtungen
auf Schulklassen. Dies entspricht einem Prozentsatz von 26 %.
Durchschnittlich bleibt ein Gast 1,5 Übernachtungen. Bei vielen unserer
Gäste handelt es sich um Durchreisende (z. B. Radtourismus), die für eine Nacht
eine Übernachtungsmöglichkeit benötigen und am nächsten Tag ihre Weiterreise
wieder antreten.
Aufgrund der zur Verfügung stehenden Betten wären bei Vollauslastung 19.710
Übernachtungen möglich. Bei 3.339 Übernachtungen entspricht die Auslastung
ganzjährig lediglich 16,9 %.
Aufgrund der zur Verfügung stehenden Betten wären bei Vollauslastung
während der Öffnungszeit von April bis Oktober 11.556 Übernachtungen möglich.
Bei 3.339 Übernachtungen liegt die Auslastung während der Öffnungszeit bei 28,9
%.
Der Betrieb der Jugendherberge war in den Jahren 2011 und 2012 annähernd
kostendeckend. Zuvor wurde regelmäßig ein größeres Defizit ausgewiesen. Auf
Grund der offenen Zukunftsperspektive wurden in den letzten Jahren kaum mehr
Investitionen getätigt und die Budgetmittel auf das Notwendigste reduziert.
Die Jugendherberge weist zudem mit 54 Betten eine ungünstige Kapazität
auf, so dass es oft nicht möglich ist, zwei Schulklassen gleichzeitig
aufzunehmen. Zudem entspricht sie oft
nicht mehr den Ansprüchen der Gäste. Die Reklamationen der Gäste nehmen zu.
Insbesondere werden nachfolgende Mängel vorgebracht
Ø
Sportanlagen
fehlen
Ø
Lärmbelästigung
durch Eisenbahn und Postumladestation auf der Rückseite der
Jugendherberge
Ø
Jalousien
an den Fenstern fehlen
Ø
Dämmung
gegen Hitze und Kälte fehlt
Ø
sehr
kleine Räume
Ø
Aufenthalts-
/ Spielraum und Seminarräume fehlen
Ø
nur
Sammelduschen
Ø
Gemeinschaftstoiletten
Auch das Deutsche Jugendherbergswerk (DJH)
stellt treffend fest, dass unsere Jugendherberge in Größe und Ausstattung nicht
mehr zeitgemäß ist.
II.
Alternativen:
Nach Ansicht der Verwaltung ist es notwendig,
dahingehend eine Entscheidung zu treffen, ob die Stadt weiterhin eine
städtische Jugendherberge betreiben will und die dafür notwendigen Sach- und
Investitionsmittel bereitstellt oder aber der Betrieb der Jugendherberge zum
nächstmöglichen Termin eingestellt werden soll. Die Verwaltung hat
diesbezüglich die möglichen Alternativen geprüft.
Alternative 1: Neubau/Generalsanierung
Eine wirtschaftlich sinnvolle Größe für eine
Jugendherberge liegt bei etwa 140 Betten. Ca. 50 % der Betten befinden sich in
4-Bett-Zimmern, ca. 30 % in 2-Bett-Zimmern und ca. 20 % in 6 Bett-Zimmern.
Mindestens ein Drittel soll mit eigener DU/WC ausgestattet sein. Bei den
Überlegungen für eine neue Jugendherberge geht das DJH von einem
durchschnittlichen Standard in der Kategorie „Basic“ aus. Das bedeutet, dass
die Jugendherberge mit einer Vollküche ausgestattet ist, welche neben Frühstück
auch Halb- und Vollpension ermöglicht. Daneben gibt es ausreichend Seminar- und
Aufenthaltsräume; pro Schulklasse (30 Personen) einen ausreichend dimensionierten
Seminarraum.
Neben den Investitionen müsste die
Jugendherberge ein neues Konzept entwickeln und neue Themenbereiche
erschließen, z. B.
Ø Sport und Tourismus – Fußball, Eishockey, Radtourismus oder
Ø Kunst und Neue Medien – Tagungsstätte Neue Medien, Kunstakademie,
Workshops Musik usw. oder
Ø Wissenschaft und Natur – Tagungsstätte nachwachsende Rohstoffe, freifliesende
Donau usw.
sowie die pädagogische und hauswirtschaftliche
Personalausstattung erhöhen.
Die Investitionskosten für ein solches Projekt
werden mit mindestens 35.000 Euro pro Bett inklusive Ausstattung ohne
Grundstückskosten veranschlagt. Somit wären Investitionen von ca. 4.9 Mio. Euro
brutto notwendig.
Damit die Kosten und ein Reinertrag von ca. 5
% des eingesetzten Kapitals erwirtschaftet wird, müssten die
Übernachtungspreise ohne Verpflegung von 10,26 Euro auf durchschnittlich 18,70
Euro im Mehrbettzimmer und 21,70 Euro im Einzelzimmer angehoben werden. Zudem
müsste eine Bettenbelegung von 60 % bei ganzjähriger Öffnung erzielt werden.
Dies entspricht 30.660 (derzeit 3.339) Übernachtungen.
Laut den ermittelten Tourismuszahlen stehen in
Straubing 868 Betten zur Verfügung. Dies ermöglicht 316.820 Übernachtungen. Bei
125.824 Übernachtungen in 2012 beträgt die durchschnittliche Bettenauslastung
in Straubing 39,7 %.
Es wird festgestellt, dass sowohl der Bedarf
als auch ein wirtschaftlich sinnvoller Betrieb einer Jugendherberge in
Trägerschaft der Stadt Straubing auf lange Sicht nicht gegeben sein wird. Sinnvoll
erscheint es, die Jugendherberge am Standort Friedhofstr. 12 mit Renteneintritt
der Herbergsleitung zu schließen.
Alternative 2: Schließung der Jugendherberge ohne Ersatzangebot
Der Betrieb der städtischen Jugendherberge
wird mit Ablauf der Saison 2014 eingestellt. Die frei werdenden Budgetmittel
verbleiben im Amt 25 und werden für Angebote der Familienbildung verwendet.
Alternative 3: Schließung der Jugendherberge mit Ersatzangebot
Jugendgäste Don Bosco
Das KJSW betreibt in der Pettenkoferstraße 16
und in der Landshuter Str. 55 u. a. ein Jugendgäste- und Freizeithaus, das der
Träger als Ersatz für die Jugendherberge für junge Menschen bis zum 27.
Lebensjahr zur Verfügung stellen kann.
Im Rahmen des Konzeptes bietet der Träger
neben Übernachtungen und Verpflegung auch regionale Angebote an. Dem Träger ist
wichtig, Bildung und die Kultur der Stadt und der niederbayerischen Heimat
einzubeziehen und somit das Jugendgästehaus und die Stadt als Gastgeber vorzustellen.
Der Betrieb einer Jugendherberge ist laut
Satzung und auch im Betriebsablauf nicht möglich. Somit sind i. d. R. keine
Spontanbuchungen möglich. Gruppenreservierungen in der Zeit von März bis
Oktober bis zur freien Platzkapazität von mindestens 40 Plätzen sind möglich.
Das Jugendhaus hat zwei Standorte. Das Haus in
der Pettenkoferstraße hat Mehrbettzimmer mit Dusche und WC auf dem Gang,
Spielplätze und verschiedene Freizeitangebote. Das Gästehaus an der Landshuter
Straße hat Einzel- und Doppelzimmer mit Dusche und WC am Zimmer. Die Preise
liegen aktuell
pro Person, Übernachtung und Frühstück, pro
Tag mit Dusche und WC im Jugendgästehaus bei
28,00 €
Übernachtung und Frühstück für Schulklassen ab 20 Personen
35,00 €
Doppelzimmer mit Frühstück
39,00 €
Einzelzimmer mit Frühstück
79,00 €
Familienpauschale mit bis zu 3 Kindern (ein Doppel- und ein Dreibettzimmer)
Vollpension auf Anfrage
und pro Person, Übernachtung und Frühstück,
pro Tag mit Dusche und WC auf dem Gang im Jugendwohnhaus bei
15,00 €
Übernachtung mit Frühstück für Schul-Jugendgruppen ab 100 Personen
17,00 €
Übernachtung mit Frühstück für Schul-Jugendgruppen ab 30 Personen
20,00 €
Übernachtung mit Frühstück
55,00 €
Familienpauschale bis zu 3 Kindern (1Vierbettzimmer und/oder Babybett)
25,00 €
Übernachtung mit Frühstück – Einzelzimmer –
Vollpension auf Anfrage
Der Träger bittet die Stadt um eine
Kooperationsvereinbarung, die grundlegende Punkte zur gegenseitigen Sicherheit
regeln soll. In die Vereinbarung sollen u. a. folgende Punkte aufgenommen
werden:
1. Werbung, Vermarktung und digitale Darstellung des Jugendgästehauses soll
über die Stadt erfolgen (Link über die Homepage, Flyerausgabe z. B. Amt für
Tourismus);
2. Zielgruppenbenennung und Ausschluss der Verpflichtung eine Jugendherberge
zu führen, sowie der Ausschluss von Aufnahmen von Tagesgästen, die nur eine
Übernachtung suchen
(z. B. Radfahrer);
3. eine Bereithaltegebühr von 2,00 Euro auf der Grundlage von 30 Plätzen und
8 Monaten (30,4 Tage) ergibt 7296 Belegtage und einen jährlichen
Rechnungsbetrag von 14.592 Euro.
III. Vorschlag der Verwaltung:
Es wird festgestellt, dass sowohl der Bedarf als auch ein wirtschaftlich sinnvoller Betrieb einer Jugendherberge in Trägerschaft der Stadt Straubing auf lange Sicht nicht gegeben sein wird. Sinnvoll erscheint es, die Jugendherberge am Standort Friedhofstr. 12 mit Ende der Saison 2014 zu schließen und auf das bereits bestehende Alternativangebot eines Jugendgäste- und Freizeithauses zu setzen.
Beschluss:
1.
Der Jugendhilfeausschuss empfiehlt dem Stadtrat den
Betrieb der städtischen Jugendherberge mit Ende der Saison 2014 einzustellen.
2.
Die Verwaltung wird beauftragt, mit dem
Katholischen Jugendsozialwerk München e. V. für das als Ersatz vorgesehene
Jugendgäste- und Freizeithaus Don Bosco eine Kooperationsvereinbarung mit den
im Sachvortrag genannten Punkten abzuschließen.
3.
Die Vereinbarung gilt zunächst für die Jahre 2015
und 2016 mit der Option der Verlängerung um weitere 3 Jahre, sofern Angebot und
Nachfrage im Sinne der Vertragspartner sind.
4.
Die notwendigen Budgetmittel von jährlich 14.592
Euro sind bereitzustellen.
1.
Der
Jugendhilfeausschuss empfiehlt dem Stadtrat den Betrieb der städtischen
Jugendherberge mit Ende der Saison 2014 einzustellen.
2.
Die
Verwaltung wird beauftragt, mit dem Katholischen Jugendsozialwerk München e. V.
für das als Ersatz vorgesehene Jugendgäste- und Freizeithaus Don Bosco eine
Kooperationsvereinbarung mit den im Sachvortrag genannten Punkten
abzuschließen.
3.
Die
Vereinbarung gilt zunächst für die Jahre 2015 und 2016 mit der Option der
Verlängerung um weitere 3 Jahre, sofern Angebot und Nachfrage im Sinne der
Vertragspartner sind.
4.
Die
notwendigen Budgetmittel von jährlich 14.592 Euro sind bereitzustellen.